Erwachsene mit ADHS: Wie sieht das aus?
- Irene Tutzer
- 1. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Okt.
Ja, Erwachsene mit ADHS gibt es! Nein, ADHS wächst sich mit dem Älter-Werden nicht einfach aus. Die Symptome verändern oder verlagern sich in ihrer Ausprägung im Laufe der Zeit, aber ADHS verschwindet nicht einfach mit dem Älterwerden.
Viele Erwachsene mit ADHS haben Strategien entwickelt, um mit den Symptomen umzugehen.
Viele Erwachsene wissen nicht, dass Ihre Eigenarten und Verhaltensweisen vielleicht Symptome von ADHS sind, sie werden aber hellhörig, wenn bei ihren Kindern ADHS-typische Symptome festgestellt werden - gewisse Verhaltensauffälligkeiten oder Probleme ihrer Kinder kommen ihnen auch aus ihrer Kindheit und Jugend sehr bekannt vor!
Das ist eine Erfahrung, die auch wir in unserer Praxis häufig machen: Ein Kind mit entsprechender Diagnose wird bei uns vorgestellt (z.B. für ein Neurofeedback-Training zur Verbesserung der Konzentration) und im selben Atemzug erzählen die Eltern, dass sie als Kinder eigentlich genau gleich waren.
Bei vielen dieser Erwachsenen wurde in der Kindheit kein ADHS diagnostiziert, vielleicht weil diese Diagnose früher seltener gestellt wurde oder weil die Symptomatik bei ihnen weniger auffällig war oder einfach als "Charakterzug" akzeptiert wurde.
Wie zeigt sich ADHS im Erwachsenenalter?
Betroffene beschreiben oft Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden
Es fällt schwer, den Fokus zu halten, vor allem bei monotonen Aufgaben oder uninteressanten Themen. Bei Themen von besonderem Interesse ist der Fokus jedoch sehr ausgeprägt (Hyper-Fokus).
Viele empfinden eine unangenehme innere (gedankliche) oder äußere (motorische) Unruhe oder Anspannung. Bei motorischer Unruhe kommt häufig eine muskuläre Anspannung hinzu (z.B. in Füßen oder Händen/Fingern). Betroffene haben gerne etwas in den Händen bzw. spielen mit dem Kugelschreiber herum, die Beine sind gern in Bewegung.
Es werden viele Ideen entwickelt, die Gedanken wechseln schnell und sind manchmal sehr sprunghaft.
Desorganisiert, schlechtes Zeitgefühl, Schwierigkeiten Termine einzuhalten oder sich an Pläne zu halten, eher chaotische Arbeitsweise. Das Führen von Kalendern oder Aufgabenlisten fällt schwer, Termine werden oft falsch eingetragen.Ordnung halten kostet Kraft. Generell Schwierigkeiten Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, Schlüssel sind oft unauffindbar.
Die Stimmungslagen wechseln schnell, es gibt wenig bzw. nur kurze ausgeglichene Phasen. Manchmal sehr starkes Redebedürfnis bei gehobener Stimmung. In Phasen gedrückter Stimmung zweifelnde Gedanken, phasenweise geringes Schlafbedürfnis, schnell gelangweilt.
Schnell gestresst bzw. überfordert im Alltag, Probleme in die Gänge zu kommen, administrative Aufgaben fallen schwer. Die berufliche Leistungsfähigkeit ist oft schwankend, häufig besser unter starkem Zeitdruck.
Man wird als sehr temperamentvoll beschrieben, leicht reiz- und irritierbar, schnell genervt. Gefühle werden sehr intensiv erlebt. Wenn etwas nicht klappt bzw. zu lange dauert entsteht schnell ein kurzer Ärger, dieser verfliegt aber auch wieder schnell.
Längeres Warten (z.B. im Stau stehen) ist schwer auszuhalten.
Impulsives Verhalten, häufig unüberlegte Entscheidungen, Impulskäufe, Probleme im Umgang mit Geld. Erst handeln, dann denken. Andere aussprechen lassen fällt schwer, die emotionalen Reaktionen sind oft übertrieben bzw. exzessiv.
Erwachsene mit ADHS (bzw. Verdacht auf ADHS) fallen aber auch auf durch ihre Begeisterungsfähigkeit, ihren Sinn für Gerechtigkeit, ihre Energie und Aufgeschlossenheit.
Sie sind häufig sehr sozial, haben ein gutes Gespür für andere und haben oft kreative und sehr überzeugende Ideen.
Viele Betroffene beschreiben wie wichtig klare Strukturen für sie sind. Als Bewältigungsstrategien entwickeln manche einen Hang zum Perfektionismus und akribischer Genauigkeit.
Wenn Sie dazu noch weitere Fragen haben, kontaktieren Sie mich gerne.
Mag. Irene Tutzer


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